Perlmuschel, Muschel mit Perle: Muscheln sind etwas Faszinierendes und Perlmuscheln erst recht. Als ich ein Kind war, lag nicht weit von meinem Elternhaus ein kleiner See mit lebenden Muscheln. Zwar nur gewöhnliche Teichmuscheln, von denen außer mir kaum einer Notiz nahm, ich aber sammelte mit Begeisterung ihre leeren Schalen und wurde nicht müde das mystisch schillernde Perlmutt zu betrachteten. Ich sah in den Schalen einen wertvollen Schatz und konnte mir in diesen Augenblicken nicht vorstellen, etwas zu besitzen, das mir noch mehr Freude machen könnte. Damals war ich vier. Den See gibt es heute noch, die Muscheln dort längst nicht mehr. Aber wenn ich heute eine Muschel in die Hand nehme, überkommt mich jedes Mal wieder etwas von der unmittelbaren Wertschätzung, die ich zu jener Zeit empfand.
Unten sieht man Details aus Dekorationsmalereien, die auch in Airbrushtechnik (Maltechnik) ausgeführt wurden, allerdings in Acryltechnik. Ich habe sie hier eingefügt, weil sie gut zum Thema passen: Normal liegt eine Auster nicht geöffnet im Meer, aber in diesem Fall sollte es der Veranschaulichung dienen. Eine Kauri, ist keine Muschel sondern eine Schnecke, die die tropischen Meere bewohnt, aber wegen ihrer Schönheit und Anmut faszinieren mich diese Tiere ähnlich wie Muscheln. Man nennt die Kauri auch Porzellanschnecke. Sie liebt warmes Wasser und weidet Algen und Schwämme in Korallenriffen der südlichen Meere.
Auch das so gennante Perlboot oder Nautilus ist mit den Muscheln nicht verwandt. Aber es ist ein geheimnissvolles Schalentier, das mich auch in seinen Bann gezogen hat. Es gehört zur Familie der Kalmare und Tintenfische.
Es gibt so viele unterschiedliche Arten und Variationen von schalenbildenen Meeresbewohnern, dass ein Malerleben niemals ausreichen würde, sie alle darzustellen. Jede dieser Kreaturen ist für sich ein Kosmos an Farben und Formen und sie zu malen, ist für mich wie eine Begegnung mit dem Geist, der sie erschaffen hat.
Fast so schön wie sie zu betrachten und zu berühren, ist es Muscheln, Schnecken und ähnliche Geschöpfe zu malen. Die Technik, ihre opalisierenden Oberflächen und Rundungen darzustellen, ist nicht einfach zu erlernen, doch irgendwann beherrscht man es und dann macht es nur noch Spass. Das fertige Bild spielt dann eine relativ untergeordnete Rolle. Es geht hauptsächlich um die Glücksempfindungen während des Malens (das gilt in gewissem Sinn fürs Malen und Modellieren generell). Man hat die Abläufe im Griff und kann sich voll und ganz der Faszination der entstehenden Wirkungen hingeben.
Maltechnik: Die Perlmuschel oben habe ich schon in mehreren Variationen gemalt. Auf dieser Abblidung sehen wir ein Ölbild, das in Airbrushtechnik mit stark verdünnten Ölfarben ausgeführt wurde. An den verhältnismäßig weichen Kanten kann man erkennen, dass hauptsächlich freihändig gesprüht wurde, also Schablonen kaum zum Einsatz kamen. Die starken Lichtillusionen entstehen, wenn man dunkelste und hellste Partien direkt aneinander setzt und mit Spiegelungen kombiniert.
Man muss diese Bereiche mindestens vier bis fünfmal im
Wechsel mit dunklen Lasurfarben und deckenden hellen Pigmenten
übermalen, zuletzt mit nahezu reinem Weiß. Der
angestrebte Effekt tritt erst bei den letzten Schichten deutlich
hervor. Wenn man es richtig gemacht hat, entsteht die Illusion von
gleißendem Licht.
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